Fehlendes Relais in Mikrowechselrichtern Deye SUN600G3 und Bosswerk MI300

[10.11.2023]

Nach vier Monaten Wartezeit und zigmal Nachhaken sind diese Woche endlich die ersten 90 Relais zum Nachrüsten eurer Mikro-Photovoltaik-Wechselrichter von deye und Bosswerk bei uns eingetroffen. Danke für eure Geduld in diesem ärgerlichen Betrugsfall!

Wir sehen folgende Vor- und Nachteile für den nachträglichen Einbau dieser Relais-Geräte:

Vorteile

  • Normkonformität: Die Bundesnetzagentur empfiehlt die Nachrüstung, schreibt sie aber nicht vor.

  • Garantieverlängerung: deye und auch Bosswerk verlängern die Garantie von 10 auf 15 Jahre beim Nachrüsten des Relais.

  • Sicherheit: beim unwahrscheinlichen Fall, dass der Sicherheits-Controller im Wechselrichter ausfällt, würde das Relais einspringen, daher gibt es dann endgültig:

    • keinerlei Risiko von Spannung am herausgezogenen SchuKo-Stecker

    • keinerlei Risiko bei Ausschalten der Sicherung, dass immer noch Spannung anliegt

  • Update: durch das Firmware-Update mit der Installation des Relais werden auch andere mögliche Fehlerfälle eures Wechselrichters gelöst

Nachteile

  • Geringes Risiko: bislang noch kein Ausfall eines Mikro-Controllers beobachtet bei 400.000 in Deutschland verkauften Geräten – nur für diesen Fall des Ausfalls bräuchte es das externe Relais

  • Zeit: hoher Aufwand in der Einrichtung (je nach technischer Erfahrung und Einbau-Situation 30 min bis 2h+)

  • Unzugänglichkeit: einige euer Wechselrichter sind so montiert, dass ihr an die davon 1 Meter entfernten Betteri-Stecker nur mit hohem Aufwand herankommt. Manchmal kann das Relais bei engen Platzverhältnissen gar nicht am selben Ort wie zuvor montiert werden, sodass ggf. Kabel anschließend zu lang oder zu kurz sind.

  • Ausfallrisiko: Jedes zusätzliche elektronische Bauteil (und nicht zuletzt die WLAN-Verbindung) ist fehleranfällig. Auch wenn das Relais dann notgedrungen in der Sonnenhitze montiert wird, könnte die Kombi Wechselrichter + Relais mehr Ausfälle haben als sonst zu erwarten wäre.

  • Stromverbrauch: 8-10 kWh zusätzlicher Stromverbrauch im Jahr (etwa 2-4 €)

Wenn die Nachteile in eurem Fall überwiegen, würden wir euch die Nachrüstung nicht empfehlen. Wir können dafür aber natürlich keine Gewähr übernehmen.

Wenn ihr das Relais doch nachrüsten wollt:
Es gibt eine beigelegte Papier- und auch eine offizielle Video-Anleitung für die Einrichtung, die aber beide leider viele wichtige Punkte nicht erwähnen. Wir haben die Geräte in Zusammenarbeit mit unseren Schwesterprojekten Bremer Solidarstrom und Hamburg SoliSolar intensiv getestet. Daraus haben wir euch eine ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung zum eigenständigen Nachrüsten der Relais verfasst (s. Anhang). Damit sollten viele von euch die Relais selbst nachrüsten können.

Ihr könnt euch ein Relais unangekündigt und kostenfrei an unserem Lager (Königstor 43, 34117 Kassel, Hinterhof voller Garagen, recht weit hinten) abholen an den folgenden zwei Abholtagen:

  1. Freitag, 17. November, 15 bis 17 Uhr
  2. Dienstag, 28. November, 16 bis 18 Uhr

Schreibt uns gern innerhalb der nächsten drei Wochen eine E-Mail mit eurer Adresse, wenn wir euch das Relais einfach kostenfrei zuschicken sollen.

Falls wir bei euch die Anlage fertig installiert haben und ihr euch das eigenständige Nachrüsten nicht zutraut, könnt ihr bis Ende diesen Monats hier einen Nachrüst-Termin mit uns vereinbaren.

Auf dass eure Anlagen viele Jahre weiterhin gut laufen und fleißig Sonnenstrom produzieren!

[19.10.2023] Wir haben uns in der letzten Zeit immer wieder nach den externen Relais-Boxen erkundigt. Wir stehen in Kontakt mit einer deutschen deye-Servicestelle und hoffen auf die baldige Lieferung der deye Relais-Boxen.

Es gibt nun auch eine offizelle Installationsanleitung und ein allgemeines Erklär-Video von deye. Für die baugleichen Bosswerk-Wechselrichter gilt dasselbe.

Es braucht folgende Schritte:

  1. Relais zwischen Wechselrichter und Hausnetz stecken (Wichtig: nicht die „freie“/ungenutzte Seite verwenden!)
  2. Per Smartphone o.Ä. in das WLAN des Relais (Zugangsdaten steht auf dessen Verpackung) einwählen, über dessen IP 10.10.101.254 (Login: admin, PW: admin) unter „Quick Set“ das WLAN des Wechselrichters auswählen und dessen Passwort eingeben (Standard: 12345678).
  3. Firmware-Update des Wechselrichters soll danach „automatisch“ gehen, hat bei Heise aber zwei Stunden gedauert. Voraussetzung: der Wechselrichter ist mit dem Internet verbunden. Aber auch ohne Internetverbindung des Wechselrichters lässt sich die Firmware auch vor Ort händisch einspielen. Wir bemühen uns gerade beim Hersteller um einen Download-Link für diese Firmware-Datei.

[08.09.2023] Das Technik-Magazin Heise hat die Relaisbox vor sieben Tagen bereits erhalten und installiert: https://www.heise.de/news/Balkonkraftwerke-Deye-erhaelt-Freigabe-von-Bundesnetzagentur-fuer-Relais-Box-9291891.html

[01.09.2023] „Die Bundesnetzagentur hat die Freigabe für die von Deye vorgeschlagene Lösung aus Wechselrichter mit externer Relais-Box erteilt. Demnach erfüllen nun die Deye-Geräte SUN600G3-EU-230 (600 Watt),
SUN800G3-EU-230 (800 Watt) und SUN1000G3-EU-230 (1000 Watt) in
Verbindung mit der SUN-MI-RELAY-01 genannten Nachrüstbox die Norm.“ Sobald wir die von uns bestellten Relais-Boxen erhalten, werden wir das hier mitteilen.

[01.08.2023] Der TÜV und Intertek bescheinigen Deyes Nachrüstbox einen wirksamen Netz-und-Anlagen-Schutz (externer NA-Schutz) und geben Zertifikate aus. Diese Zertifikate hat Deye an die Bundesnetzagentur geschickt, um auch dort das laufende Zertifierungsverfahren erfolgreich abzuschließen. Wir gehen davon aus, dass die Geräte bald alle mit dem externen Relais nachgerüstet werden müssen und halten euch hier auf dem Laufenden.

[17.07.2023] Weitere Infos zum Fall der Deye-Wechselrichter: „Es besteht somit weiter Hoffnung, dass die Deye-Wechselrichter in absehbarer Zeit in einem rechtlich sichereren Rahmen einsetzbar sind. Bislang scheinen alle beteiligten Parteien an pragmatischen Lösungen interessiert zu sein. So liegen uns bislang auch noch keine Berichte von konkret ergangenen Betriebsverboten vor. Laudeley zufolge planen die Netzbetreiber zudem keine Kontrollen und schätzen die Gefahr als gering ein.“

[12.07.2023] Aktueller Stand ist, dass der Wechselrichterhersteller Deye als Lösung des Problems eine externe Relais-Box (SUN-MI-RELAY-01) vorschlägt, wie sie ähnlich auch bei großen Dachanlagen eingesetzt wird. Wir gehen bislang davon aus, dass die Bundesnetzagentur diesen Vorschlag akzeptiert. Noch ist nicht klar, ob bereits installierte Wechselrichter nachgerüstet werden müssen oder nicht. Wenn ihr das aber für euch machen wollt, unterstützen wir da so oder so gern bei. Beim Wechselrichterhersteller Deye haben wir die externen Relais-Boxen dafür bereits angefragt. Die werden voraussichtlich aber erst Anfang September bei uns eintreffen.

Wir halten euch hier auf dem Laufenden und melden uns per Mail zum weiteren Prozess spätestens, sobald die Relais dann tatsächlich verfügbar sind.

Währenddessen hoffen wir, dass wir für künftige Projekte zeitnah auf die neuen solarnative-Wechselrichter aus Frankfurt umstellen können. Dafür muss aber erst einmal deren Fertigung anlaufen und unsere Tests von deren Zuverlässigkeit positiv ausfallen. Bis auf Weiteres verbauen wir erstmal keine deye-Wechselrichter, sondern Hoymiles HM-600.

[10.07.2023] Wie in den letzten Tagen in verschiedenen Quellen berichtet wurde, fehlt bei den von uns bislang verwendeten Mikrowechselrichtern Deye SUN600G3 und Bosswerk MI300 (gleicher Hersteller) ein Relais, das die Funktion einer doppelten Absicherung hat und vom VDE vorgeschrieben wird. Am 07.07.2023 wurde das Problem auf heise.de wie folgt beschrieben:

„Das Gerät vom Typ Deye SUN600G3 ist ein typischer Mikrowechselrichter für Balkonkraftwerke und erfüllt laut Hersteller die hiesig erforderliche Norm VDE-AR-N 4105.
Die Norm setzt voraus, dass das Gerät einen sogenannten Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) hat, der die Wechselspannungsseite bei Gerätefehlern und abnormalen Netzsituationen trennt. Dazu gehört unter anderem der Fall, dass das Netz ausfällt oder der Wechselrichter vom Netz getrennt wird.
Diese durch sogenannte Kuppelschalter erreichte Trennung muss redundant sein und wenigstens an einer Stelle galvanisch trennen – ein Hersteller kann die Redundanz zum Beispiel dadurch schaffen, dass er einerseits softwareseitig die Wechselrichterschaltung stilllegt und andererseits mittels Relais trennt.“

Diese zweite Sicherheitsstufe mit dem Relais fehlt bei diesen Wechselrichtern. Das ist für euch und für uns extrem ärgerlich und letztlich Betrug entweder des Herstellers und/oder des Zertifizierungsunternehmens, die beide anderes bestätigt haben.

Da die Abschaltung bei Trennung der Sicherung oder Ausstecken der Anlage aber immer noch durch einen Mikrocontroller im Wechselrichter gegeben ist, besteht kein Grund zur akuten Sorge.

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